Nordhessische … Kommentar: „Früher nannte man so etwas Winter“

Kommentar: „Früher nannte man so etwas Winter“

Abstract

Seit Silvester hat der Winter Deutschland fest im Griff – vereiste Seen, verschneite Straßen, Wintersport satt. Doch in unserer hochtechnisierten Welt voller Sensationsgier und selbst der Dramatisierung von Banalitäten ist gleich die Rede von einem „Schneechaos“, das in Deutschland herrscht. Untermalt von Berichten über Streusalzknappheit und der Aufforderung von „Hamsterkäufen“ haben wir doch noch das Wochenende „überlebt“.

Während der „Wettergott“ Jörg Kachelmann vor zu viel Warnungen warnte – die Menschen schauten aus dem Fenster, sähen nichts Schlimmes und setzten sich ins Auto, um dann einzuschneien – forderte ein „Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“ die Bundesbürger zu „Hamsterkäufen“ auf. Auch wenn jetzt manche (z.B. von PETA) einwenden möchten, dass man 1.) sehr viele Hamster für einen warmen Mantel bräuchte und das 2.) Tierquälerei wäre – man sollte sich einfach nur ganz klassisch bevorraten mit Wasser, Lebensmitteln, Kerzen, … Für den gemeinen Haushaltsvorstand ist das eine der leichteren Übungen, diversen Discountern sei Dank.

Doch schon vor „Tief Daisy“ (was sagt nur Donald dazu?) sorgte das „Schneechaos“ für eine große Umverteilung von Streusalz aus den Vorratsbunkern in die Umwelt – es wurde gestreut, koste es, was die Natur wolle. Nur zeigt sich spätestens jetzt, da die Vorräte zur Neige gehen, dass wohl Streuen das Mittel der Neuzeit sein soll, das klassische Räumen scheint aus der Mode gekommen zu sein; Schneeberge an den Straßenrändern (und auf dem Campus Holländischer Platz), mit Split dekoriert, zeugen davon. Ein sicheres Fortkommen ist auf dem weichgetretenen Schnee jedenfalls kaum möglich, auf geräumten Wegen wäre es hingegen.

„Früher nannte man so etwas Winter“, erinnern sich ältere Zeitgenossen an noch größere Schneeberge und wussten sich damals mit der Schippe oder dem Schneeschieber zu helfen. Salz soll dabei nicht unbedingt nötig gewesen sein und von einem „Chaos“ redete man wohl auch nicht. Und die Vorratshaltung dürfte vielleicht auch eine sinnvolle Sache sein – so sehr man auch auf den mittlerweile bis Mitternacht geöffneten Einzelhandel vertraut. (rb)