Nordhessische … Große Kasseler Straßenbahn: Schwarz zur Bewerbung fahren

Große Kasseler Straßenbahn: Schwarz zur Bewerbung fahren

Abstract

Warum man Bahn fährt? Sönke Wortmann sagte einmal in einem Werbespot der Deutschen Bahn: „Weil dort die besten Filme laufen.“ Und auch in der »Großen Kasseler Straßenbahn« kann man „die besten Filme“ beobachten: Heute (zum Auftakt): Perspektiven für Schwarzfahrer.

Studenten, Arbeitslose und Rentner – allesamt also nicht gerade „Leistungsträger dieser Gesellschaft“ – sind es, die man häufig vormittags – wenn die „wahren Leistungsträger“ ihren Beitrag zu unserer Volkswirtschaft leisten – in »Der Großen Kasseler Straßenbahn« antrifft. Daher war ich (Randgruppe Student) heute morgen etwas später unterwegs – und auch zwei Menschen, die dem Gespräch nach der Gruppe der Arbeitslosen zuzuordnen sind. Kaum eingestiegen, drehte sich das Gespräch um das Für und Wider des Fahrkartenkaufs, mit dem Resultat, „es darauf ankommen zu lassen“. In der Situation konnte man die beiden sogar verstehen, da auf Grund der Fahrbewegungen ein sicheres Bedienen des Automaten kaum möglich war. Was ich allerdings nicht verstehe: Warum man „schwarz“ zu einem Vorstellungsgespräch fährt.

Darum – und um die Möglichkeit des Geldverdienens durch Blutspenden – drehte sich die weitere Unterhaltung. Dumm wäre allerdings, wenn nun tatsächlich Kontrolleure zusteigen und ihrer Arbeit nachgehen, denn dann kann es schnell einmal zu Verzögerungen im Tagesablauf kommen, schließlich möchte man für 40€ schon etwas geboten bekommen, neben der Tatsache, nun eine Straftat begangen zu haben. Wenn man wegen erwischten Schwarzfahrens zu spät zu einem Termin (z.B. zu einem potentiellen Arbeitgeber) kommt, wie entschuldigt man sich dann eigentlich? Kann man das erhöhte Beförderungsentgelt als Werbungskosten geltend machen? Und hat man selbst später das Schwarzfahren im Blut, sollte man mit den Konserven solcher Leute verarztet werden?

Fragen über Fragen, die Antworten gibt es hoffentlich bei einer der nächsten Fahrten mit »Der Großen Kasseler Straßenbahn«.

Robert Bienert, passionierter Fahrgast mit Semesterticket