Nordhessische … Die B-Seite 2019

Abstract

Nach einer einjährigen Pause hat der Jetzkultur e. V. wieder eine B-Seite in Mannheim veranstaltet. Das Konzept aus einer Ausstellung, audio-visuellen Performances sowie Workshops existiert weiterhin, wenngleich die Ausstellung dieses Jahr deutlich kleiner ausgefallen ist und der Trend zu weniger Hardware auf der Bühne geht. Ein bilderlastiger Bericht.

Der Mannheimer Verein Jetzkultur veranstaltet die regelmäßige B-Seite. 2019 fand diese vom 9. bis 16. März 2019 im zeitraumexit statt. Zu sehen ist der „Startscreen“ vor der AV-Performance Intergalactic Gas Distribution von Timo Dufner & Menion.

zeitraumexit

Hauptveranstaltungsort der 2019er B-Seite war das zeitraumexit im Mannheimer Stadtteil Jungbusch. In der dortigen „Kantine“ war die mit vier Exponanten dieses Mal sehr überschaubare Ausstellung untergebracht.

Ebenso baute dort jeweils abends die Künstlerin Kalma ihre Technik auf, um die gegenüber liegende Fassade der Kaufmannmühle in eine große Projektionsfläche zu verwandeln. Diese visuelle Performance namens Projection mapping beinhaltete u. a. die Elemente der Fassade, was zu sehr schönen Bildern führte. Die Projektion spielte dabei mit der Beleuchtung im Hof des zeitraumexits zusammen – es lohnt sich immer, zu einer B-Seite eine Kamera mitzunehmen.

Kalmas Projection mapping macht aus der Fassade der Kaufmannmühle ein Haus.
Kalmas Projektion mit der Beleuchtung im Hof des zeitraumexit „gemapped“.

Und manchmal sind es nur die „kleinen Details am Rande“, die zu einem Foto inspirieren (oder zu einer Geschichte am Rand wie die Dokfest-Blogs). Da fällt dann auch ein passender Blick auf die Dekoration in der zum zeitraumexit gehörenden Kaprow-Bar auf.

Dekoration an der Theke in der Kaprow-Bar.

Audio-Visuelle Performances

Die AV-Performances fanden im Kubus des zeitraumexits statt, der über die nötige Größe und Ausstattung (u. a. das vollständige Abdunkeln für die Projektion) dafür verfügt. An beiden Tagen, an denen die Performances besucht worden sind, bestand die verwendete Hardware hauptsächlich aus Computern und Effekt-Boards für die Sound-Erzeugung. 2017 war noch mehr „Spielzeug“ aufgebaut und genutzt worden.

Donnerstag

Die beiden Performances an diesem Tag waren dennoch nicht weniger experimentell: Intergalactic Gas Distribution verwendete Satelliten-Bilder der ESA, die zusammen mit ihrer sphärischen Musik eine Reise durch das Weltall beschreiben. Und die Künstler von AV.Stream 100-2 sampleten ihre Visuals ständig untereinander um daraus ihr Werk zu kreieren; realisiert wird dies mit einer speziellen Software, die diese Form des Teilens und Samplens von jedem der beteiligten VJs ermöglicht.

Die Performance Intergalactic Gas Distribution von Timo Dufner & Menion besteht aus Satelliten-Bildern der ESA, die mit entsprechender sphärischer Livemusik unterlegt ist.
AV.Stream 100-2 ist sozusagen eine „audio-visuelle Band“, bestehend aus Marc Sauter als Musiker und den VJs MX10, Pixelschubser und VJ R:A:U:L.
Impressionen der AV-Performances am Donnerstag (14. März 2019).

Neue Kunst durch Sampling

Die Performance AV.Stream 100-2 kann dabei durchaus im aktuellen Kontext der EU-Urheberrechtsreform (#CopyrightDirective) gesehen werden. Obwohl alle drei VJs mit dem Visual eines VJs begannen, hat jeder daraus etwas Neues entwickelt und immer wieder mit den Visuals der anderen VJs geremixt um wiederum etwas Neues zu erschaffen. In der obigen Abbildung sind drei unterschiedliche Bilder zu sehen, die trotzdem aufeinander aufbauen und voneinander abhängen. Sampling und Remix sind neben Kreativität Grundpfeiler von Kunst und jeder, der sein Fundament darauf aufbaut, wird Künstler – unabhängig einer kommerziellen Verwertungslogik.

Samstag

Das zweite B-Seite-Wochenende und damit auch der Abschluss des Festivals kam Bass-betonter und zuweilen „brachialer“ daher: Territoires war über weite Strecken ein „klassisches“ AV-Set, wie es in der Art zum Teil in Clubs oder in der Dokfest Lounge 2015 zu sehen war. Musikalisch bewegt es sich zwischen Electro, Techno und Dubstep, nur, dass man im Kubus leider nicht tanzen konnte. Beeindruckend und schön war es allemal.

Die zweite Performance DETECT samplet „Elektrosmog“ aus der Umwelt und sollte laut Programmbeschreibung unhörbares hörbar machen. Leider waren die gerade noch hörbaren hohen Frequenzen so laut, dass es sich trotz Gehörschutz nicht lange im Kubus aushalten lies. Praktischerweise erzeugt die mitgeführte Elektronik (Telefon, Kamera, …) neuen Elektrosmog für den Künstler.

Die Performance Territoires von Loon & Persus None ist im Grunde ein klassisches AV-Set aus Musiker und VJ – definitiv tanzbar zwischen Electro, Techno und Dubstep.
DETECT von Marco Monfardini ist mehr zum Hören (mit Gehörschutz!) als zum Sehen, auch wenn Audio und Video anscheined zusammen gehören.
Impressionen der AV-Performances am zweiten Samstag (16. März 2019).

Bis?

Nach einem Jahr Pause (siehe auch B-Seiten Archiv) war es schön dieses Festival dieses Jahr wieder besuchen zu können. Das ein wenig abgespeckte Programm lässt vermuten, dass die B-Seite auch in einer Art „Selbstfindungsphase“ steckt. Hoffen wir, dass wir nicht wieder zwei Jahre warten müssen und die B-Seite in Zukunft auch wieder eine größere Ausstellung bieten kann. Bis zum nächsten Mal!