Dioxin und Co: Es wird gespart, koste es, was es wolle
Abstract
Aktuell Dioxin-belastete Eier, verfüttertes Tiermehl, BSE … Lebensmittelskandale lassen sich auf die Gewinnoptimierung der Hersteller und die Preisbildung auf den Märkten zurückführen. Hintergründe und eine volkswirtschaftliche Erklärung, warum Lebensmittelskandale in unserer Marktwirtschaft inhärent sind, erläutert Kommentator Robert Bienert. Das Fazit: Zur Vermeidung von „Pfusch“ sind umfassende Qualitätskontrollen nötig, sonst wird es immer wieder verseuchte Lebensmittel geben.
Warum eigentlich „vergiftete“ Lebensmittel?
Nun also zum wiederholten Mal Dioxin in Lebensmittel, davor „Gammelfleisch“, Genmanipulation, BSE und verwandte Krankheiten durch verfüttertes Tiermehl, Analogkäse, Mogelschinken, … Ganz nach einem alten Spruch: „Bei dem Dreck, der alles im Essen ist, dürftest du eigentlich gar nichts mehr essen, aber davon sollen auch schon Leute gestorben sein.“ Die Frage ist allerdings, wie und vor allem warum dieser „Dreck“ in die Nahrung gerät. Zwei Ansätze führen meines Erachtens zum gleichen Schluss: Der Preis von Lebensmitteln muss sinken, damit diese auf dem Markt verkauft werden können.
- Die Verbrauchter geben relativ gesehen immer weniger für Nahrungsmittel aus, bezogen auf das Haushaltseinkommen und andere Ausgaben. Das heißt, die Bereitschaft, auch höhere, aus Sicht von Biobauern etwa angemessene, Preise zu zahlen, sinkt. Insgesamt geraten damit die Lebensmittelpreise unter Druck.
- Ein Überangebot einer Ware führt nach der Markttheorie ganz automatisch zu einer Preissenkung, um den Markt zu räumen, wie es in der Sprache der Volkswirtschaftslehre heißt. Überangebote können nicht nur durch eine andere Nachfrage als prognostiziert entstehen, sondern sind auch nötig, um via Preissenkung Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Daher haben Discounter in den letzten Jahren ihr Filialnetz massiv ausgebaut.
Lebensmittelskandale stabilisieren Marktpreis
Eine Preissenkung und ein Überangebot hängen also miteinander zusammen. Ein geringerer Preis bedeutet bei Händler und Hersteller eine kleinere Gewinnspanne, falls überhaupt noch ein Gewinn erwirtschaftet werden kann. Die logische Konsequenz um auf dem Markt zu bleiben: Kostenreduktion. Neben zahlreichen Optimierungen im Betrieb selbst, die Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre sind, können die Herstellungskosten einer Ware auch durch eine sinkende Qualität reduziert werden.
An solch einem Punkt befinden wir uns möglicherweise gerade. Durch das Töten von Tieren sinkt das Angebot. Gleichzeitig führt die Sensibilisierung der Verbraucher zu einer höheren Zahlungsbereitschaft, der Kunde ist bereit, höherqualitative Ware zu kaufen. Beide Aspekte führen dann letztlich zur Preisstabilisierung, da die Angebotskurve fällt und die Nachfragekurve steiler verläuft. Gegen diese Art der Preisstabilisierung, die sich rein mit dem Marktprinzip erklären lässt, sind daher geeignete Maßnahmen in der Qualitätskontrolle nötig, mit einer andauernden und zuverlässigen Überwachung. Ansonsten wiederholen sich solche Skandale immer wieder.