Dokfest-Blog: Full House am Wochenende, aber für alle
Abstract
Jetzt zum Wochenende zahlt es sich für Dokfest-Besucher aus, für sämtliche Filmvorführungen Karten vorzubestellen. Selbst scheinbar sehr spezielle Themen (»Hacker«) schaffen es, neben Spielfilmen (»Suicide Club«) die Programmkinos zu füllen. In der Zeit zwischen Kartenabholung und Filmbeginn ist dabei die „Wall of Fame“ aufgetaucht.
Auf dem gestrigen Programm standen zwei „Techie-Filme“, die morgen sehr wahrscheinlich in einem Artikel besprochen werden. In der Dokumentation »Plug & Pray« wurde der Unterschied zwischen Realität und Vision in Bezug auf künstliche Intelligenz und menschenähnliche Roboter beleuchtet. Der zweite Film war die Spätvorstellung »Hacker« im vollkommen ausverkauften Filmladen. Ein Großteil der Zuschauer, vor allem aus dem IT-Umfeld, hat wohl kaum damit gerechnet, dass ein Film über Hacker an einem Freitag Abend gegen Mitternacht so viele Menschen ins Kino zieht. Bemerkenswert an beiden Filmen war die teils im-, teils explizite Auseinandersetzung mit der Verantwortung des Technikers für die Folgen seiner Erfindung.
Samstag: Drei Filme sind recht viel
Am gestrigen Samstag gab es drei Programmpunkte. „Früh morgens“ für die Nachtschwärmer des Vortags („Hacker“) um 13:15 Uhr wurden drei Filme zum Thema »Das Leben ist anderso« gezeigt. In allen dreien bekam der Zuschauer Menschen aus dem engen Umfeld der jeweiligen Filmemacher zu sehen, die ihren Lebensmittelpunkt verlegen. Dieser Programmpunkt wird selbstverständlich noch rezensiert.
Der Vorabend gehörte mit »Ana + Digi« dem Neben- und Miteinander von Analog- und Digitaltechnikin Ton und Film. Zehn Kurzfilme auf gute 100 Minuten ist nicht viel, nur zehn Filme in 100 Minuten sind ein bisschen viel. Spontan fallen mir noch Arnos Musikbox, eine Geschichte über das Modem, eine Dokumentation über die geniale Musikerin Delia Derbyshire, die Visualisierung Nikola Teslas „Television“ sowie eine Dokumentation über das (Un-) Wesen des anonymen Mobs in Internet-Foren. Neben der Vertonung des Schreib- und Lesevorgangs auf 3,5-Zoll-Disketten bestand der Rest aus mehr oder weniger langweiligen oder gar verstörend dunkel-grummelnden Filmen. Wie auch schon bei dem ein oder anderen Kunsthochschul-Rundgang festgestellt beschäftigen sich etliche Filmemacher aktuell mit negativen Impressionen – siehe auch Lichtspiele.
Highlight des Abends war für die Gäste des ausverkauften gemütlichen Gloria-Kinos der Spielfilm »Suicide Club«. Gedreht von einem Kasseler, der an der Kunsthochschule Kassel studiert, an Schauplätzen in der Stadt Kassel. Die fünf Protagonisten des Films treffen sich auf einem Hochhaus (im Stadtteil Brückenhof), um gemeinsam in den Tod zu springen, werden dabei aber aus Courage vor einem Zeitungsmädchen, der Müllabfuhr und der langsam erwachenden Stadt daran gehindert. Durch einen ungeplanten Wohnungseinbruch dreht sich der Wind vollends. So im Schreiben dieses Blog-Artikels fällt einiges für die Rezension ein.
Fazit: Alle sind gleich
Eines haben die Wochenendtage interessant gezeigt: Trotz Akkreditierung oder Dauerkarte sind alle Zuschauer in der Warteschlage an der Kasse gleich. Anstehen muss jeder und die Platzwahl ist frei. So kann selbst ein kurzentschlossener noch die begehrten Plätze in der letzten Reihe mittig bekommen, während der vorreservierte Gast noch im Stau beim Einlass steht. Bemerkenswert. Wer hingegen rechtzeitig vor Ort ist und seine Karte abholt, der kann auch die „Wall of Fame“ entdecken (siehe Foto).