Dokfest-Blog: Dokfest goes international
Abstract
Das 28. Dokfest zeigt sich internationaler als die Jahre zuvor: Da viele der internationalen Filmemacher bei den Diskussionen anwesend sind, werden diese häufig auf Englisch geführt, Englisch ist auch die Lingua Franca der Untertitel etlicher Filme. Ein typisches Wort aus dieser Sprache wird der Cineast spätestens nach dem Dokfest beherrschen: Totally Crowded. Ganz uninternational wird hingegen der „Goldene Herkules“ verliehen, und ich bin mir sicher den Gewinner schon zu kennen.
Zwar sind im Dokfest-Katalog die Film- und Untertitelsprachen angegeben, aber nicht jeder hat dieses 140-seitige Werk stets bei sich, oder möchte sich – vollkommen zu Recht – auf Grund einer Sprachbarriere die Lust am Film nehmen lassen. Es gibt schließlich Zuschauer, deren Schulenglisch einige Jahrzehnte zurückliegt. Da allerdings ein größerer Teil der Filmemacher sowie ein Teil des Publikums aus dem nicht-deutsch-sprachigen Ausland kommt, ist die Wahl der englischen Sprache als gemeinsamer Nenner ebenfalls nachvollziehbar. Wir werden sehen, wie das Dokfest in Zukunft mit Sprachbarrieren umgeht. Gleichzeitig gibt es aber möglicherweise (alles Spekulation und Verschwörung) auch „Stammpublikum“, das sich in englisch-sprachige Filme ohne (deutschen) Untertitel setzt, um auf diese Sprachbarriere hinzuweisen.
Totally Crowded
Vielleicht wären getrennte Ausstrahlungen von englischer und deutscher Fassung für einmal das Fachpublikum und einmal die Cineasten ein gangbarer Ausweg, z.B. indem Publikumsrenner nach dem Dokfest noch einmal gezeigt werden. Denn zumindest im Filmladen lernt der Filmfreund schnell ein weiteres Wort aus der englischen Sprache: Totally Crowded. Bei der gestrigen Vorstellung von «The Substance – Albert Hofmann's LSD» gab es bereits Stunden vor der Aufführung keine Karten mehr, dafür aber Nachrücker- und Nachnachrücker-Listen. Nachdem dann noch Stühle aus dem Foyer in den Kinosaal gestellt worden sind, konnte der Film mit halbstündiger Verspätung beginnen. Es gilt wie letztes Jahr und mit Sicherheit auch nächstes Jahr: Im Filmladen am Besten zu früh als zu spät reservieren. Im Bali scheint dies hingegen kaum nötig zu sein: Trotz eines Fachbereichs Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung an der hiesigen Universität war die Vorstellung von «Stadtplan: Trümmer der Zukunft» recht übersichtlich besucht.
Dokfest ganz uninternational
Zum Abschluss noch ein Wetttipp: Der „Goldene Herkules“ geht dieses Jahr an «Versicherungsvertreter – Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker». Der Vergleich mit Setting, plastischen Malens der nordhessischen „Landschaft“ und der Vernetzung des Regisseurs sind für mich Indizien für Klaus Sterns Dokumentation. Zum Vergleich sei nur an den letztjährigen Rummel im Vorfeld um «Suicide Club» erinnert. Aber ich lasse mich gerne überraschen – es wäre ja auch langweilig, als totaler Filmlaie und Dokfestnovize das Erfolgsrezept der Preisvergabe herausgefunden zu haben.