Nordhessische … „Nacktscanner sind sinnlos“ und Geldverschwendung

„Nacktscanner sind sinnlos“ und Geldverschwendung

Abstract

San Francisco/Berlin/Vancouver (pte/rb) – Die umstrittenen Nacktscanner an Flughäfen sind sinnlos. Denn mit Röntgenstrahlung arbeitende Rückstreuungsscanner sind mit vergleichsweise großen, dünnen Objekten einfach zu täuschen, wie Forscher an der University of California in San Francisco simuliert haben. Der ehemalige Sicherheitschef des Flughafens Tel Aviv kommt aus seiner eigenen Erfahrung zum gleichen Ergebnis: Nacktscanner sind sinnlos und Geldverschwendung.

Computersimulationen des Gangs und Rückstreuverhaltens der in den Nacktscannern verwendeten elektromagnetischen Strahlung ergeben, dass nicht nur Materialien aus leichten Elementen, sondern vor allem auch große Gegenstände von den Scannern nicht aufgelöst werden. Somit wäre es ein Leichtes, verheerende Mengen an Plastiksprengstoff durch eines der Geräte zu schleusen. „Die Backscatter-'Hightech' würde ein Drittel Kilogramm Nitropenta übersehen, das bei einer kompetenten Abtastung sicher auffällt“, warnen die Physiker Leon Kaufman und Joseph Carlson im Journal of Transportation Security (An evaluation of airport x-ray backscatter units based on image characteristics, DOI: 10.1007/s12198-010-0059-7, Volltext frei verfügbar).

Scanner erkennt Gliedmaßen statt Sprengstoff

Zwar bestätigen die Physiker, dass Rückstreuungsscanner relativ massive Gegenstände gut nachweisen können, wenn diese eher nahe der Körpermitte versteckt sind – das wäre Beispielsweise eine Waffe hinten im Gürtel. Befinde sich ein Objekt aber an der Körperseite, wird es problematisch. Die Forscher verweisen auf das bekannte Nacktscanner-Beispielbild der Transportation Security Administration (TSA). Die Pistole links an der Hüfte der Frau sei nur durch den Schatten am Arm gut zu sehen, warnen die Forscher. Eigentlich sollten die Arme bei einem Scan aber gehoben sein.

Noch problematischer ist es, wenn ein Fremdkörper relativ geringer Dicke großflächig getragen wird. Eine am Bauch befestigte zentimeterdicke Lage von 15 bis 20 Zentimetern Durchmesser mit abgeschrägten Rändern „wäre für diese Technologie ironischerweise aufgrund des großen Volumens unsichtbar, weil sie leicht mit normaler Anatomie verwechselt wird“, so die Physiker. 40 Gramm Nitropenta, die für einen verheerenden Anschlag ausreichen sollen, wären demnach als 1,25 Millimeter dicke Lage praktisch nicht nachweisbar. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn die Scanner eine deutlich höhere Strahlungsdosis nutzen.

Menschliche „Scanner“ als zuverlässigere Alternative

„Die Scanner stellen einen massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Fluggäste dar, da sie Details wie einen künstlichen Darmausgang oder Körperschmuck nicht verschleiern“, sagte Daniel Flachshaar, Beisitzer im Bundesvorstand der Piratenpartei, gegenüber pressetext. Zudem verweist er darauf, dass Nackscanner Bilder auch speichern und verschicken können. Zwar bezieht sich die kalifornische Untersuchung nur auf Röntgen-Rückstreuungsscanner. „Die diversen Kritikpunkte lassen sich auch durch die technologisch höher entwickelten Terahertz-Scanner nicht beseitigen“, ist der Piratenpartei-Sprecher aber überzeugt. „Der einzige Weg, um die Flugsicherheit zu erhöhen, ist der Einsatz von gut ausgestattetem und durch ausreichende Bezahlung motiviertem Flughafenpersonal, das in Zusammenarbeit mit der Polizei an schlüssigen Sicherheitskonzepten arbeitet und diese umsetzt“, meint Flachshaar abschließend.

Unterstützung bekommt er von Rafi Sela, dem ehemaligen Sicherheitschef der Israel Airport Authority. Die Vancouver Sun zitiert ihn mit der Aussage, „Full-body scanners are waste of money“ und „I can overcome the body scanners with enough explosives to bring down a Boeing 747.“ Aus diesem Grund habe man seiner Aussage nach am Tel Aviver Flughafen Ben Gurion International Airport auf die „teuren und nutzlosen Maschinen“ verzichtet – und der Flughafen sei einer der sichersten der Welt. Der Grund dafür seien Beobachtungen durch geschultes Personal. Dabei begleiteten die Kontrollen die Fluggäste bis zum Betreten des Flugzeugs, wobei auf Auffälligkeiten geachtet werde. Statt eines großen Aufwands mit dem Gepäck würden das Sicherheitspersonal den Menschen kurz in die Augen schauen. Gleichzeitig verkürze dies die Wartezeiten beim Boarding.