Nordhessische … „Ladies drink free“: Geschäftsmodell oder Sexismus?

„Ladies drink free“: Geschäftsmodell oder Sexismus?

Abstract

Kassel (rb) – Viele Diskotheken und Clubs ködern Frauen mit freiem Eintritt oder Freigetränken. Doch welche Intention steckt dahinter: Die Etablierung weiblicher Stammgäste, das Locken männlicher Gäste mit angeheiterten Frauen? Oder gibt es ganz andere Gründe für diese Rabatte? Nordhessische.de hat Kasseler Diskotheken befragt – und nur eine antwortete.

Zu den bekannteren Kasseler Diskotheken, die Gegenstand unserer Recherche sind, gehören das York, der Club 22, das Soda, das Panoptikum, der Musikpark A7, der Caramel Club, das Lax, das A.R.M., die Lolita Bar sowie das Musiktheater. Die Mehrheit der Lokale bietet Veranstaltungen, an denen Frauen freien Eintritt oder Freigetränke erhalten. Meist heißen diese Parties „Ladies Night“ oder ähnlich. Die Diskotheken Club 22, A.R.M., Lolitabar und Musiktheater haben keine uns bekannten Veranstaltungen speziell für Frauen. Was sind nun also Gründe dafür, Frauen Rabatte einzuräumen oder nicht einzuräumen?

„Das ist Sexismus“

Das feministische Blog Maedchenmannschaft verlinkte am Mittwoch vergangener Woche den Quick Hit: The economics of “Ladies drink free“. Dort werden Spekulationen zu den ökonomischen Gründen von Freigetränken für Frauen angestellt. „Girls just wanna have fun“ wird dabei ebenso verworfen wie ein Ausgleich für die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern für die gleiche Tätigkeit. Stattdessen übernimmt die Autorin das Fazit des Blogs Teenagerie: Männliche Gäste seien bereit, für die Gesellschaft mit angeheiterten Frauen zu bezahlen. „Das ist Sexismus“, folgern die Autorinnen – und fragen gleich hinterher: Müsste es dann nicht auch Rabatte oder Zuschläge für Schwule, hässliche Frauen oder Paare geben?

„Wir behandeln alle Gäste gleich“

Joachim Batke vom Musiktheater erklärt, dass in seiner Diskothek alle Gäste gleich behandelt würden. Dem entsprechend gebe es keine Rabatte für ein bestimmtes Geschlecht, noch sei so etwas geplant. Er vermutet – wie die feministischen Bloggerinnen – dass mit „Ladies drink free“ Frauen hofiert und so Männer angelockt werden sollen. Damit allerdings „ist es bei homosexuellen Paaren technisch kaum möglich, ein bestimmtes Geschlecht zu bevorzugen.“ Auch beim Einlass habe die gleiche Behandlung aller Gäste oberste Priotität, wobei aus Sicherheitsgründen betrunkenen oder agressiven Gästen durchaus der Zutritt verwehrt würde. Dabei handele es sich meistens um Männer, wie Batke resümiert.

Kein Kommentar oder kein Anschluss unter dieser Nummer?

Bis auf das Musiktheater war trotz wiederholter Nachfrage leider keine der anderen oben genannten Diskotheken bereit, Nordhessische.de gegenüber Stellung zu beziehen. Über die Gründe von dortigen Rabatten bzw. gerade keinen kann daher nur spekuliert werden. Ebenso kann nur darüber spekuliert werden, ob die Problematik von „Ladies drink free“ in allen Lokalen bewusst ist. Die Frage, ob Frauengruppen leichter Zutritt bekämen als Männergruppen und wenn ja, warum, steht auch weiterhin im Raum. Wir hätten es gerne für unsere feministischen Leser- und Diskogängerinnen erfahren.