Nordhessische … Umgang mit sozialen Netzwerken: Facebook verklagt

Umgang mit sozialen Netzwerken: Facebook verklagt

Abstract

Berlin/Kassel (pm/rb) – Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) verklagt das „soziale Netzwerk“ Facebook vor dem Landgericht Berlin, wie der vzbv heute mitteilt. Hauptgrund zur Klage ist die Funktion „Freundefinder“, die nach Ansicht der Verbraucherschützer gegen Datenschutzbestimmungen verstößt. Während etliche Medien heute über den Fall berichten, scheint das eigene Engagement in diesem sozialen Netz nicht reflektiert zu werden.

Das „soziale Netzwerk“ Facebook bietet seinen Nutzern einen Dienst namens „Freundefinder“ an: Mit dem Import des kompletten Adressbuchs sucht die Plattform automatisch Personen in der eigenen Datenbank, um dem Nutzer diese als „Freunde“ vorzuschlagen. Nicht gefundene Kontakte erhalten von Facebook im Namen des Nutzers eine Einladung, Mitglied des „sozialen Netzes“ zu werden. „Dies erfolgt ohne die erforderliche Einwilligung der Eingeladenen“, kritisiert die Leiterin des vzbv-Projekts „Verbraucherrechte in der digitalen Welt“, Carola Elbrecht.

Nach Abmahnung nun Klage gegen Facebook

Darüber hinaus regelt Facebook, dass Drittanbieter, deren Dienste – zum Beispiel Spiele oder Grußkarten – über die Profile der Mitglieder eingebunden sind, auch auf die Daten der Freunde zugreifen können. Erneut in der Kritik des vzbv stehen auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. So muss etwa der Nutzer zuerst Fan der sogenannten „Facebook Site Governance“-Seite werden, um über Änderungen der Bedingungen informiert zu werden.

Auf eine Abmahnung des vzbv hatte Facebook nicht reagiert, weshalb der Verband die Plattform nun vor den Kadi zerrt. Mit der Klage gegen Facebook setzt sich das vom Bundesverbraucherministerium geförderte vzbv-Projekt „Verbraucherrechte in der digitalen Welt“ erneut für die Einhaltung von Verbraucher- und Datenschutzstandards in Sozialen Netzwerken ein. Im vergangenen Jahr hatten sechs Anbieter ihre Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen geändert, nachdem der vzbv die Anbieter zur Unterlassung aufgefordert hatte.

Umgang von Medien mit sozialen Netzen

Neben Branchendiensten wie heise online berichten auch allgemeinere Medien über die Datenschutzproblematik von sozialen Netzen wie Facebook. Gleichzeitig zieht die Kritik allerdings keine erkennbare Konsequenz im eigenen Engagement in sozialen Netzen nach sich, es werden weiterhin fleißig „Freunde“ (Karteileichen?) gesammelt, denen eine Zeitung oder ein Magazin „gefällt“. Für das Medium selbst ist die Partizipation an solchen Plattformen ohne großes Risiko – allerdings offenbart man der Konkurrenz gegenüber seine Kunden/Leser. Das wirtschaftliche Risiko daraus muss jedes Medium selbst beurteilen. Mit dem Berichten über Datenschutzprobleme kommen Medien einem Großteil ihres Nachrichtenauftrags nach. Und die Empfehlungen von „Freunden“ vergrößern die Rezeption der eigenen Nachrichten.

Eigenes Engagement hinterfragen

Die Frage ist allerdings, in wie fern solche „Datenschleudern“ nicht durch das eigene Engagement eines Mediums auf einer Plattform auch beworben werden. Dazu kommt der aktuell angestrebte Versuch Facebooks, ein abgeschottetes Teilnetz zu etablieren – mit eigener Bild- und Videoplattform, Blogs und Kurznachrichtendienst. Die Unterstützung der Plattform bedeutet demnach auch die Unterstützung für ein neues, geschlossenes, kommerzielles Netz, welches den Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten sowie eine Gefahr für die Freiheit des Internets bedeutet. Jeder Nutzer und jede Organisation sollte den eigenen Anteil an dieser Entwicklung kritisch hinterfragen. Nordhessische.de wird aus medialer Sicht das Geschehen rund um die Nutzung sozialer Netze weiterhin begleiten und darüber berichten.