Abstract
Einige abschließende Gedanken zum erstklassigen Railtrip vom vergangenen Wochenende – und Bilder von Städten, die dieses Mal „zu kurz gekommen“ sind.
(Das Bild im Header ist das westliche Gleisvorfeld des Melbourner Bahnhofs Southern Cross.)
Kurze Bilanz
In gut 30 Stunden schafft man an einem Samstag mit der Deutschen Bahn – sofern man einen günstigen Start- sowie Endpunkt seiner Reise hat,
- die vier größten Städte Deutschlands
- drei Mahlzeiten in DB Lounges
- 14 Bundesländer
- InterCity am Tag, InterCity in der Nacht, sämtliche bequemen ICE-Generationen
- ein wenig S-Bahn
- Fünf Etappen
- 1. Etappe nach Hamburg: 634 km
- 31 km auf der Rheintalbahn nach Mannheim
- 77 km auf der Riedbahn
- 240 km auf den Bahnstrecken von Frankfurt am Main nach Göttingen über Hanau, Fulda und Bebra
- 108 km auf der Hannöversche Südbahn von Göttingen nach Hannover
- 178 km auf der Bahnstrecke Hannover–Hamburg
- 2. Etappe nach Berlin: 282,5 km
- 274 km auf der Bahnstrecke Berlin–Hamburg
- 8,5 km auf dem „Hamburger Stadtbahnanschluss“ in Berlin
- 3. Etappe nach München: 645 km
- 6 km auf der Berliner Stadtbahn
- 171 km über Wittenberg nach Leipzig
- 297 km über die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle und schnell in Richtung Nürnberg
- 171 schnelle Kilometer nach München
- 4. Etappe nach Köln: 419 km
- 62 km über Augsburg …
- … 86 km über Ulm …
- … 94 km nach Stuttgart
- 107 km von Stuttgart nach Mannheim
- 70 km über die Riedbahn und 174 km nach Köln
- 5. Etappe am Rhein in den Morgen: 368 km
- 181 km linksrheinisch nach Mainz
- 37 km am Main entlang nach Frankfurt
- 77 km auf der Riedbahn nach Mannheim (De-ja vu Nummer drei)
- 32 km über die Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart und 38 km über die Rheinbahn nach Karlsruhe
- 41 km bis nach Hause
Erstklassig ist nicht unbedingt Erstklassig
Die DB Lounges sind vom Ambiente und den Gästen her tatsächlich erstklassig: ruhig, meist entspannt, sehr guter Kaffee, leckere Häppchen und durchaus interessante Gäste. Typisch Lounge kommt man eben auch mit Leuten ins „kleine Gespräch“ (eine schöne Übersetzung für „Smalltalk“ oder?). Das macht eine Umstiegspause schon einmal sehr kurzweilig.
Die erste Wagenklasse ist dagegen fast das komplette Gegenteil: Es ist zwar ruhig und entspannt, aber auch nicht wirklich kommunikativ. Der typische Fahrgast erster Klasse scheint mehr unter sich zu sein, selbst im Abteil. Die Abteile in der zweiten Klasse des ICE 1 haben dagegen schon fast „Tresenniveau“. Der Kaffee im Zug – sofern es frischen gibt – ist zwar ebenfalls sehr gut, kostet allerdings Geld.
Ist der Weg das Ziel und wenn ja, welcher?
Reisen …
Über 2000 km an einem Tag, Fototouren rund um den Globus, für Freunde ist kein Weg zu weit – Reisen erweitert den Horizont. Es soll sogar Berliner Punkrocker geben, die daraus ihren Künstlernamen abgewandelt haben. Für den von Neugierde angetriebenen Menschen, den Forscher und Wissenschaftler ist Reisen jedenfalls das Mittel der Wahl die Welt zu erkunden und interessante Kontakte aufzubauen. Andere Mitmenschen, die ortsgebunden sind, beschreiben das tatsächlich schon einmal als „Jetset-Leben“, dabei ist es gar nicht so glamorös (außer man kann einen ganzen Tag erstklassig Bahn fahren). Wieder andere Mitmenschen beschreiben diese Kontakte an anderen Orten hingegen als „Stützpunkte“, was dem Verständnis des Autors schon näher kommt: Man kennt an jedem interessanten Ort jemanden mit einem Schlafplatz auf der Couch.
… versus Pendeln
Natürlich ist Pendeln – zur Arbeit, Freizeit, Partner/in – auch eine Form des Reisens mit allen oben genannten Vorteilen für das eigene Weltbild. Gut, die Fahrstrecke wird nur wenige Variationen haben, aber immerhin pendeln andere Menschen mit. Die Regelmäßigkeit – Routine – lässt allerdings schnell den Blick für das Besondere abstumpfen, es ist alles scheinbar bekannt.
Der große Unterschied zum Reisen ist hingegen: Pendeln ist Reisen zum Zweck, nicht unbedingt freiwillig, vor allem zum Erreichen eines Ziels, und nicht der Weg. Es ist daher verständlich, dass der Reisende ungerne (zur Arbeit, fürs Hobby oder zum Lieblingsmenschen) pendelt, sondern vielmehr einen „Hauptstützpunkt“ als Ankerpunkt hat, vom dem aus er reist. Und manchmal muss man eben einen Railtrip machen um dies in Worte zu fassen.