Nordhessische … B-Seite Ausstellung

Abstract

In der Kantine des zeitraumexit fand auch dieses Jahr wieder die Ausstellung der B-Seite statt. Da das Festival auf Grund der Pandemie relativ kurzfristig organisiert werden konnte, gab es dieses Jahr nur vier Werke in der Ausstellung zu sehen und zu hören.

„Moderner Dudelsack“

Direkt am Eingang fiel den Besuchern ein Kompressor mit kleinen schwarzen Schläuchen auf, die sich von Zeit zu Zeit unter Spielen musikalischer Melodien bewegten. Die erzeugten Klänge und daraus „komponierten“ Stücke erinnerten dabei an elektronische Musik, zum Teil sogar an den Synthesizer-Klang der 1970er Jahre. Die Tonerzeugung in Fabrizio di Salvos Werk OSZ~ ist hingegen rein pneumatisch und funktioniert analog zu einem Dudelsack oder einer Orgel.

OSZ~ von Fabrizio di Salvo. Im Vordergrund sind die schwarzen Schläuche, die „Pfeifen“, zu sehen, im Hintergrund der Kompressor und die Elektronik zur Ansteuerung der Ventile für die Schläuche.

Im Gespräch mit dem Künstler ließ sich erfahren, dass die Ventile und deren genaue elektronische Ansteuerung der kritische Teil der Arbeit sind, weil diese exakt funktionieren müssen und je nach Belastung auch Schaden nehmen können. Auf der B-Seite hat allerdings alles ordnungsgemäß funktioniert und das Kunstwerk hat bis in den späten Samstag Abend zum Abschluss seine Stücke gespielt.

Die drei Arbeitsphasen des Kunstwerks haben dabei öfter für Irritation bei den Besuchern geführt: Wenn ein Stück gespielt wird, bewegen sich die Schläuche und es ist erkennbar, woher die Melodien stammen. Sobald das Stück zu Ende ist, kehrt Ruhe ins Werk ein und man fragt sich, was hier seine „Fühler“ ausstreckt. Und vor dem nächsten Stück erzeugt der Kompressor wieder ausreichend Druck im Behälter für den „Dudelsack“.

„Im Kasten“

Nebenan erregte ein klackendes Geräusch die Aufmerksamkeit der Besucher: Ein Mann läuft offenkundig im Inneren eines rechteckigen Kastens und wird dabei gefilmt. Der Monitor, auf dem dies gezeigt wird, dreht sich allerdings mit dem Kasten mit:

Während Nika Oblak und Primoz Novak die Frage stellen Where do we come from? What are we? Where are we going?, hat zumindest der Mann im Kasten die Antwort: Es geht immer rund.

Durch die ständige Rotation kommt der Mann nie an, sondern der Weg im Inneren des Kastens ist das Ziel. Das Werk heißt daher Where do we come from? What are we? Where are we going? Und das sind interessanterweise auch die Fragen, die in der sechsten Episode des Films Alles über Menschen von Giorgi Abashishvili gestellt werden. Die dortige Antwort auf die Frage, wer wird sind, wird dort beantwortet mit Wir sind alles … Menschen!

Ein „dynamisches System“

Einen großen Raum nahm die Installation Never change a running system von Marcel Schwittlick ein: Acht MacBooks mit Aluminium-Gehäuse hängen mit Drahtseilen an einer rotierenden Scheibe und „fliegen“ durch den Raum. Die MacBooks hängen zwar mit äquidistantem Abstand an der Scheibe, durch die Luftbewegungen und Verwirbelungen im Raum sowie ausgelöst durch das umhergehende Publikum kommt es allerdings immer wieder zu Zusammenstößen der Geräte.

Seitenansicht der „fliegenden MacBooks“ von Never change a running system von Marcel Schwittlick.

Das „laufende System“ sind die ungestört „umherfliegenden MacBooks“, die Änderungen konnten durch dichtes Laufen neben dem Kunstwerk hervorgerufen werden: Luftzug bremst einzelne Pendel, führt zu Verwirbelungen, die sich auf die anderen Pendel auswirken und im schlimmsten Fall zu Kollisionen führen. Die dafür nötigen Bewegungen sind gering, der Effekt groß und die tatsächlichen Bewegungen der acht Geräte hängen von ihren Anfangsbedingungen ab. Das Kunstwerk beschreibt daher das mathematische Phänomen eines dynamischen Systems.

Der Besucher hat sich dem Werk genähert und betrachtet die Auswirkungen der durch ihn hervorgerufen Änderungen.