Abstract
Es ist eine steile These, die lediglich auf persönlicher Beobachtung basiert: Es ginge vielleicht weniger ruppig zu – on- wie offline – wenn man mehr nach draußen ginge. Das konfrontiert nicht nur das Immunsystem, sondern auch das eigene Weltbild und hilfe vielleicht Filterblasen zu überwinden. Ganz abgesehen von der Schönheit der Natur, die positive Gedanken hervorruft.
Wie ein Eishockey-Derby
In der Öffentlichkeit – nicht nur im Internet, sondern z. B. auch im Straßenverkehr – geht es gefühlt seit einiger Zeit wie bei einem Eishockey-Derby zu: Das geringste Touchieren zieht Ruppigkeit bis hin zum „gepflegten Schlagabtausch“ nach sich. Das könnten möglicherweise postmoderne Revierkämpfe narzisstisch gekränkter Seelen sein.
„Überregelwerk“
Um zumindest in sozialen Netzen für ein wenig „Ordnung“ zu sorgen, hat der Justizminister Heiko Maas das Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (NetzDG) durchgesetzt, welches zur Zeit Amok läuft. Dass es zu einer Überregulierung, „Overblocking“, kommt, war bereits vorher klar und für „Ordnung“ oder Ruhe wird es nicht sorgen. Denn es müssen sich auch die inneren Einstellungen der Menschen ändern. Ob das mit einem Gesetz klappt, welches hauptsächlich Frust erzeugt, aber gegen das identifizierte Problem nicht viel ausrichten kann, ist mehr als fraglich.
Warum es nicht gut ist, dass wir zu viel in Social Media statt im echten Leben abhängen
Der Versuch, das Leben offline so stark zu regulieren, zeigt, dass dort die Hemmschwelle sich daneben zu benehmen niedriger als im echten Leben ist. Das liegt nicht nur an einer eventuellen Anonymität, sondern auch, dass man seiner Gegenüber nichts direkt ins Gesicht sagt. Als halbwegs empathischer Mensch sieht man ja von Angesicht zu Angesicht, was der andere gerade denkt und fühlt. Dieser fehlende „Rückkanal“ dürfte vermutlich zur Respektlosigkeit „erziehen“.
Auf der anderen Seite bieten soziale Netze oftmals eine Möglichkeit andere Nutzer zu blocken. Damit werden nicht nur unangemessenes Verhalten, sondern auch konträre Meinungen nach Bedarf ausgeblendet und verschwinden aus der eigenen „Filterblase“. Da soziale Netze Vorschläge an Hand vermeintlicher Interessen generieren und Zustimmung höhere Aktivität hervorruft, wird mit der Zeit diese Filterblase immer ausgefeilter. Dazu kommt, dass kaum ein Nutzer von Zeit zu Zeit seine Blockliste einem Review unterzieht; wer einmal draußen ist, bleibt draußen. Und da ein Block weder begründet wird, noch danach jegliche Kommunikation darüber stattfinden kann, besteht keine Möglichkeit zur Aussprache. Damit werden Konfliktfähigkeit und Diskurs – zutiefst soziale Qualifikationen – „nicht mehr benötigt“ bzw. gefordert.
Manchmal sind Touren in der Natur sogar so inspirierend, dass man gar nicht mehr aus dem Genießen herauskommt.
Mehr Höflichkeit wagen
Diese Überschrift wurde bereits in einem früheren Artikel über Hass gegenüber Streikenden verwendet und bleibt immer noch aktuell. Wer sich daneben benimmt zeigt nicht nur, dass er an einem konstruktiven Diskurs nicht interessiert ist, sondern verspielt auch die Chance wahr- und ernstgenommen zu werden. Höflichkeit und Freundlichkeit hingegen öffnen nicht nur Türen, sondern auch Herzen.
lass Blumen sprechen!