Abstract
Eine nachdenkliche und bedenkliche Betrachtung der Begleiterscheinungen eines Shitstorms: Wie Menschen, die das Attribut „links“ für sich vereinnahmen, jegliche Contenance verlieren, inhaltlich eher Papier statt (dünner) Bretter bohren und damit die Linke diskreditieren sowie Medien, die jegliche journalistische Distanz und Recherche vermissen lassen und sich somit mit einer Sache gemein machen. Dieser Text ist lang und nicht vollständig, aber ausreichend um zu verstehen, was sich im Zuge der Diskussion um #DonAlphonso offenbart.
Vorwort ¶
Dieser Artikel beschreibt die Choreographie eines Shitstorms auf Twitter. Das ist an sich nichts Besonderes, der Autor dieser Zeilen war auch schon Ziel davon, aber der Shitstorm, um den es hier geht, ist bemerkenswert, weil selten Bigotterie und mangelnde journalistische Distanz so offen zu Tage treten. Das Tragische daran:
Es ist aktuell nicht leicht links zu sein und Medien gegenüber Fakenews-Vorwürfen zu verteidigen, wenn ein „linker“ Mob in Tateinheit mit etablierten Medien gegen einen – fraglos unbequemen und kritikwürdigen – Autor hetzt. Mit welcher Rechtfertigung wollen wir das denn gegenüber anderen (z.B. rechten) Mobs und Fakenews-Schleudern sanktionieren?
@Nordhessische am 20. November 2019 um 17:31 Uhr
Da ich nicht an den „Bigott“ glaube und meine Moral lieber einzeln statt doppelt halte, bleibt wohl nur übrig, frei nach Immanuel Kants kategorischem Imperativ integer zu bleiben.
@Nordhessische am 20. November 2019 um 17:43 Uhr
Das heißt ungeachtet des Inhalts dieses Artikels hier, dass Nordhessische.de auch weiterhin zu Fragen und Artikeln steht, wie
- Was können wir vom »Protestsommer 2006« lernen?
- Falscher und richtiger Frieden beim Ostermarsch
- Bärendienst für den Rechtsstaat
- Deutsch-Türkisches Verhältnis – ein Déjà-vu zu Großen Texten kleiner Leute
- der begründeten Ablehnung von Studiengebühren, weil es Alternativen dazu gibt …
- … während eine Partei mit dem Wort „Alternative“ im Namen hauptsächlich Ausreden für Dumme liefert.
Damit sollte jede*r Einordnen können, welche politische Richtung hier bevorzugt und welche ganz klar abgelehnt wird.
Fehlerkultur
Im Sinne einer transparenten Fehlerkultur wird um Rückmeldung gebeten, falls in diesem Artikel Dinge fehlerhaft, falsch oder irreführend dargestellt werden. Dies wird dann zeitnah korrigiert.
Es war einmal … ¶
… große Aufregung auf Twitter:
Twitter ist echt goldig: Seit dem Wochenende tobt eine Erregungswelle wegen dieses Tweets von @_donalphonso:
Nein, das ist nach meinen Recherchen rund um hetzlichendank, Reconquista und andere gezielte Melde- und Mobgruppen tatsächlich meine Meinung. Sie müssen Sie ja nicht teilen und können bei denen bleiben, die bald die Quittung bekommen.
@_donalphonso am 16. November 2019 um 11:55 Uhrdie von der angesprochenen Person und ihrem Mann als Drohung aufgefasst wird. Den Tweet, den Don eine Minute später verfasst, nimmt niemand zur Kenntnis:
Antwort an @_donalphonso und @ebonyplusirony
Ich wäre Ihnen daher sehr verbunden, wenn Sie auf Unterstellungen verzichten könnten, ich habe momentan eh schon jede Menge Arbeit im Weinberg des Rechtsstaates.
@_donalphonso am 16. November 2019 um 11:56 UhrMir scheint diese Aufregung damit ganz schön konstruiert, zumal Don die Bedeutung seiner Worte noch einmal erklärt:
Wenn Sie eine Rechtsberatung brauchen, konsultieren Sie einen Juristen.
@_donalphonso am 16. November 2019 um 12:07 Uhr
Schauen wir uns doch einmal an, was zuvor geschrieben worden ist:
„Jäger, Kontollettis und Meinungspolizisten“ zu lange über Höckes Buch gehockt?
@ebonyplusirony am 16. November 2019 um 11:40 Uhr
Da soll also die inhaltliche Nähe zu einem AfD-Politiker hergestellt werden, der als Faschist bezeichnet werden darf. Auf Unterstellungen dieser Art kann man tatsächlich getrost verzichten. Und obwohl die Person, die den Höcke-Zusammenhang konstruiert, noch einmal nachfragt,
Möchten Sie bei der Aussage bleiben „Quittung bekommen“?
Ich frage nur, weil wir beide wissen sollten worauf wir uns hier einlassen!
@ebonyplusirony am 16. November 2019 um 12:06 Uhr
und Don Alphonso mit dem Tweet von 12:07 Uhr („Rechtsberatung“), also eine Minute später, antwortet, lässt sie nicht locker und fragt zwei Minuten danach:
Lieber Herr @_donalphonso ich würde gerne explizit aufgeschlüsselten wissen, ob Sie bei der Aussage „bald die Quittung bekommen“ bleiben möchten und was diese Aussagen bedeuten soll!
Ich halte es nur für fair, wenn wir beide wissen worauf wir uns hier einlassen, richtig?
@ebonyplusirony am 16. November 2019 um 12:09 Uhr
… sowie wiederum knapp zehn Minuten später:
Ich erwarte eine Stellungnahme! Ich werde hier weder schweigen, noch aus Furcht vor dem Einfluss der @welt einknicken. Macht euren Job und klärt das hier auf!
@ebonyplusirony am 16. November um 12:18 Uhr
Dass er ihr schon geantwortet hat, twittert sie dann schließlich auch fast zwei Stunden später:
Das ist nun die Stellungnahme von @_donalphonso
@ebonyplusirony am 16. November 2019 um 14:53 Uhr
Wie gut, dass man sich in der Zwischenzeit damit beschäftigen kann, wer einem so folgt und die Tweets von einem gutheißt:
Likes als Ausdruck von gegenseitigem Gefallen und Zusammenhalt zwischen @haraldlaatsch von der #AfD und @_donalphonso von der @welt
Weitere Fragen weiblichen sich nahezu!
@ebonyplusirony am 16. November 2019 um 13:29 Uhr
Das ist gut erkannt, hat Don Alphonso doch zuvor getwittert:
Achtet ein wenig darauf, wer Euch folgt, und schiebt denen einen Riegel vor. […]
@_donalphonso am 16. November um 9:57 Uhr
Es gibt hier nichts zu sehen ¶
Schweigen wird sie nicht, das ist in der Tat korrekt, aber fleißig retweeten (dargestellt chronologisch nach Retweet von alt nach neu):
Das sind 19 Retweets gegen eine Person in weniger als 24 Stunden, oder wie es die Retweetende ausdrückt:
Der Vorwurf ich hätte eine Hetztjagd initiiert ist haltlos.Ich habe #DonAlphonso und @welt um eine Aufklärung, Stellungnahme bezüglich er Aussage „ #Quittung erhalten„ gefordert.Dabei bleibe ich und lasse mich auch nicht von dem rechten Ansturm hier einschüchtern
@ebonyplusirony am 18. November 2019 um 9:32 Uhr
Gut, Sebastian Pertsch @Pertsch hat etliche von denen auch retweetet.
Es gab hier wirklich nichts zu sehen ¶
Wer so mit Retweeten beschäftigt ist, kann dann scheinbar sogar mal eine Antwort an einen selbst verpassen (Hervorhebung von Nordhessische.de):
Und auch die Aussage, dass die Quittung eine strafrechtlich Auseinandersetzung bedeute, kam deutlich später und im Kontext nicht nachvollziehbar, da ich nichts justiziables geäußert habe. Dennoch, sollte dies auf mich zukommen, so werde ich mich dem selbstverständlich stellen.
@ebonyplusirony am 18. November 2019 um 10:05 Uhr
Wir erinnern uns: Beide direkten Antworten von Don Alphonso kamen innerhalb von zwölf Minuten, also deutlich später
und [nicht] im Kontext
.
Was man gerne nicht gesehen hätte ¶
… ist der rassistische Shitstorm gegen Quattromilf, den sie in einem Thread zusammengetragen hat. Es ist beschämend, mit was für Dreck sie beworfen wird – eine inhaltliche Auseinandersetzung hätte anders ausgesehen.
Ein interessantes Detail fällt allerdings auf, wenn man darüber sprechen möchte, woher diese Rassisten und Trolle kommen: Während manche mehr oder weniger direkt Don Alphonso dafür verantwortlich machen, zeigt ein Blick in sein Twitterprofil, dass er nicht viel über den Konflikt schreibt und keinen Namen nennt. Stattdessen:
Bitte, Contenance. Meinungsfreiheit bleibt Meinungsfreiheit und was darüber hinaugeht, klärt in einem Rechtstaat nicht der brüllende Mob, sondern der Rechtsstaat.
Das geht auch nicht wirklich schnell, und deshalb wäre es ganz entzückend, wirklich, wenn man die Freundlichkeit besässe, nicht denjenigen auf das sumpfige Territorium der juristischen Fragen zu folgen, die inzwischen nach Rücksprachen selbst wissen, wie eng das alles wird.
Geht mal raus, das Wetter ist ja prächtig, in einen Park, in ein Cafe, lest ein Buch oder eine Zeitung, trinkt einen guten Tee, es gibt so vieles, was das Leben schön macht.
@_donalphonso am 18. November 2019 um 12:43 Uhr und folgende Tweets
Stattdessen:
Dem verbitterten, frauendfeindlichen, rechtsextremen, arroganten, alten, weissen Mann #DonAlphonso von der @welt hat es jetzt komplett den Schalter rausgehauen und der abgewichste Wicht droht öffentlich Kritikern und allen Nichtnazitrolls🤷🏽♀️
@LoveBeatsHB am 16. November 2019 um 14:21 Uhr
#SchrumpelpimmelchenHilfsausdruck
Ja das Fascho Arschloch hetzt Nazi-Twitter auf Menschen.
Wie der "Rassismus gehen Deutsche" Tweet entstanden ist wurde a) schon 100.000 Mal erklärt und b) ist nicht das Gleiche, wie gegen KONKRETE Personen zu hetzen.
PS Rassismus gegen die Mehrheitsgesellschaft gibt es nicht
@AlexKatzmann am 19. November 2019 um 7:42 Uhr
Wie toll muss man sich selber eigentlich finden, um so einen dürftigen "Ich verteidige einen rassistischen Lackaffen" - Tweet auch noch selbst zu retweeten?
@Ole_N_ am 19. November 2019 um 18:24 Uhr
Gruppendynamik ¶
Trotz der massiven Weiterverbreitung des jeweils eigenen Standpunkts sind bislang keine konzertierten Aktionen gegenüber „dem Kontrahenten“ nachweisbar. Der Twitternutzer @stefanolix hat sich dazu Gedanken gemacht und kommt zu dem Schluss, dass die Follower eines Accounts eben bloß Abonennten und keine „Armee“ sind, die Gewehr bei Fuß steht – und je größer der Account eben auch ein breites Spektrum an Personen und Persönlichkeiten abbilden. Zudem war Social Media konzeptbedingt schon immer kaputt.
Ein wichtiger Punkt bei der Gruppendynamik in Social Media ist, wie Inhalte, die Follower triggern könnten, verbreitet werden. Das Mittel der Wahl bei Twitter sind Retweets – und davon sind oben ja eine ganze Menge zusammengetragen. Standardmäßig zeigt die Twitter-Webseite in der eigenen Timeline nur Tweets und Retweets der Accounts an, denen man folgt, aber nicht, was diese irgendwo antworten. Das führt uns zu folgender Frage:
„ dass @_donalphonso von Martin Sellner (Chef der Identitären) und 801 weiteren Accounts gefolgt wird, die Content der “Identitären Bewegung” teilen. Von den 133 aktivsten..., folgen 62%“ ihm. Daher bekommen Leute wie ich dann die #Quittung vielleicht?! 🐸
@ebonyplusirony am 20. November 2019 um 19:53 Uhr
Die obige Überlegung zusammengefasst:
Antwort an @ebonyplusirony und @_donalphonso
… sofern sie seine Reply überhaupt gelesen haben. Standardmäßig werden die nämlich nicht in der Timeline angezeigt, außer man oder frau holt sie bewusst durch (mehrfache) Retweets (immer wieder) hervor.
@Nordhessische am 20. November 2019 um 21:24 Uhr
Und wir erinnern uns an obige Aufstellung und Beobachtung, wer wann was und wie oft getwittert hat …
Dünne Bretter ¶
In obige Recherche ist zugegebener Maßen etwas Zeit investiert worden, aber diese Zeit hätte auch eine Redaktion oder jede andere interessierte Person aufbringen können. Wie auch der folgende Abschnitt weiter unten zeigt, ist das interessanter Weise nicht passiert, sondern es wurden eine Reihe von Threads geschrieben, die aus dem Ziel des oben gezeigten Angriffs einen Täter in anderen Fällen machen – bzw. sie versuchen es. Symptomatisch:
Es ist so lächerlich, es haben haufenweise Leute für Sie recherchiert, welche reale Gefahr von Ihrem Blogger ausgeht, Leuten wird Gewalt und Mord angedroht, und Sie sprechen bei Modeschmuck von Hetze, wie sehr kann man sich zum Opfer machen wollen?
@marga_owski am 20. November 2019 um 15:56 UhrSie bleiben den konkreten Beweis schuldig, dass @_donalphonso hinter den Drohungen steckt oder diese gutheißt. Das ist eine gewagte Unterstellung.
@Nordhessische am 20. November 2019 um 21:25 Uhr
Eine Antwort darauf ist @marga_owski bislang schuldig geblieben, wie auch @matthiasfuchs_:
Blockieren, Stummschalten - Ja, alles Optionen. Aber man muss schon benennen, dass Meyer Urheber dieser Attacken ist. Die sich dann auch in Drohungen und massiven Kampagnen realisieren, für die er mittelbar als Anstifter verantwortlich ist.
@matthiasfuchs_ am 19. November 2019 um 20:47 UhrKönnen Sie diese Urheberschaft nachweisen?
@Nordhessische am 19. November 2019 um 22:54 Uhr
Weder die Urheberschaft noch weitere Vorwürfe sind bislang belegt worden: Auch hier gibt es trotz mehrfacher Nachfragen verschiedener Accounts keine Belege (Hervorhebung Nordhessische.de):
Meyer‘s Texte sind nicht das Problem. Ob und wie sehr die vielleicht an der Grenze des guten Geschmacks kratzen kann ich nicht beurteilen. Aber natürlich steht es ihm frei, jeden dieser Texte so zu schreiben und zu veröffentlichen. Womit ich ein Problem hab:
Seine Art, hier auf Twitter zu agieren. Er verhält sich übergriffig, steuert seine Fans gezielt gegen Einzelpersonen, veröffentlich intime, nicht öffentliche Daten über diese Personen und setzt sie generell ekelhaften Attacken und Kampagnen aus. Schlicht asozial.
@matthiasfuchs_ am 19. November 2019 um 20:39 Uhr
Nachgebohrt ¶
Die Webseite Volksverpetzer hat sich genauer angeschaut und analysiert, was #DonAlphonso auf Twitter so macht und wer ihm folgt
und diese Ergebnisse in einem offenen Brief an Don Alphonso veröffentlicht. Es ist ein lesenswerter Brief, der auch ein paar Fragen offen lässt, eines Accounts, der nach eigener Aussage Hinterfragen, Aufdecken, Informieren. Faktenchecks & Frame-Checks & Analyse von Narrativen
betreibt:
Subthread von @Nordhessische vom 22. November 2019 ab 0:34 Uhr
- Ein offener Brief auf Twitter, der nicht den adressierten direkt erwähnt?
- Es gibt noch ein paar mehr Fragen: Ihr schreibt „Und viele andere – besonders Aktivist*innen – die nicht in der Öffentlichkeit stehen, keine große Fanbase haben und von deren Schicksal niemand erfahren hat.“ Wenn Don über sie geschrieben hat, wären sie doch in der Öffentlichkeit?
- Dann: Sibel Schick als Kronzeugin ist gewagt, wenn man sich anschaut, dass sie tatsächlich schon Shitstorms losgetreten hat, Stichwort #Mehlgate.
- Ssaman Mardi verwendet anscheinend Blocklisten, denn ich bin geblockt obwohl ich nie mit ihm interagiert habe. Margarete Stokowski stellt unbelegte Behauptungen auf.
- Ob Don Flüchtlinge mag oder nicht, lässt sich nicht so genau sagen. Er thematisiert aber die Perspektivlosigkeit bzw. enttäuschten Erwartungen von Migranten, die auf dem Flüchtlingsticket nach Europa gekommen sind.
Natürlich kann er die Idiotären unter seinen Followern blocken, aber mit einem Welt+-Abo können die die Texte immer noch lesen.
Wie kann man denn das alles übersehen, wenn man sich so viel Mühe für einen langen Text macht?
- Noch eine Frage: Sind die Accounts, die Don retweeten, auch die, die dann Shitstorms durchführen? Die Information fehlt irgendwie.
- Guten Morgen, was mir noch aufgefallen ist: Quattromilf hat zwischen dem 16. und 17. November fast ununterbrochen zu dem Thema getwittert und retweetet, Don praktisch nur einen allgemeinen Tweet, dass ein Mob niemandem hilft. Woher kommt dann der Shitstorm gegen sie?
Eine Antwort auf diese Fragen steht leider immer noch aus. Dafür lässt die Recherche des Volksverpetzers einen interessanten Schluss zu:
Wenn der Anteil an echten Rechten unter den Followern von @_donalphonso so gering ist, wie es der @Volksverpetzer recherchiert hat, dann besteht ja eigentlich auch kein Grund alle Follower von Don per Blockchain zu blocken, oder?
@Nordhessische am 23. November 2019 um 11:32 Uhr
Der Kronzeuge der Anklage ¶
Der Twitternutzer @stephanpalagan hat am 19. November 2019 einen längeren Thread zu Rainer Meyer […] besser bekannt als #DonAlphonso
geschrieben, der vielerorts auf Twitter sowie vom Deutschlandfunk sowie der Deutschen Welle als Quelle benutzt worden ist. Dieser Thread beginnt seriös, wie es sich für eine journalistische Quelle gehört:
Mit Don Alphonso ist es wie mit einer Haushaltsauflösung bei einem unerwartet verstorbenen Messi. Sobald man die Wohnung betritt, quillt einem zwar jahrzehntealter Unrat entgegen, wer sich aber unerschrocken auf Schatz- und Spurensuche begibt, wird entschädigt und entlohnt.
In dem Thread wird denn auch auf viele Tweets, Artikel und sogar die Blogbar sowie Dons Autorenschaft bei Dotcomtod[.com] verwiesen, kommentiert in einer scheinbar schlüssigen Form, die das geschriebene Wort als nicht nötig zu hinterfragen betrachten lässt und suggeriern kann, dass die Person, über die geschrieben wird, der Inbegriff alles Schlechten der Postmoderne ist:
[…] und Ausländer, weil sie kriminell sind und unsere Frauen schänden.
Und Linke, weil diese sich für Ausländer einsetzen, und die Meyer auch schonmal als “rote Neger” bezeichnet.
blogs.faz.net/stuetzen/2014/07/06/der-rote-neger-auf-dem-dach-4501
19. November 2019 um 20:21 UhrAußerdem verurteilt er die Diskriminierung alter weißer Männer, kritisiert @GretaThunberg und ihre Klimaschutzbewegung und bezeichnet die Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als “Zwangsgebührenmedien”.
19. November 2019 um 20:21 UhrMan könnte den Eindruck gewinnen, die @AfD hätte ihr Parteiprogramm allein aus Textbeiträgen Rainer Meyers zusammengesetzt. Wenn man bedenkt, wie oft die #AfD die Beträge Meyers verlinkt, verteidigt und verbreitet, ist das wohl keine allzu weit hergeholte These.
19. November 2019 um 20:21 Uhrund die dadurch stattfindende “Gaudimigration” beklagt,
twitter.com/_donalphonso/status/1051727630658088961
verbringt er seine Zeit damit wahllos Photos von schwarzen Menschen auf Twitter zu veröffentlichen, denen er ohne jeden Anlass sexuelle Übergriffe und Drogenhandel unterstellt.
- twitter.com/_donalphonso/status/955234330242101249
- twitter.com/_donalphonso/status/955346454146637825
- twitter.com/_donalphonso/status/955223648306122752
Ob er die Menschen nach Erlaubnis gefragt hat, die er photographiert und veröffentlicht?
19. November 2019 um 20:21 Uhr und folgender TweetMan kann sich aber, basierend auf Meyers Tweets, ein eigenes Bild [über den Konflikt zwischen Don Alphonso und Sibel Schick – Anmerkung Nordhessische.de] machen.
google.com/search?q=site%3Ahttps%3A%2F%2Ftwitter.com%2F_donalphonso+%22sibel+schick%22
Vor zwei Wochen berichtete der Autor Sebastian @Pertsch darüber, wie er, nach Tweets von Meyer in das Blickfeld der rechten Szene gelangt ist.
19. November 2019 um 20:21 UhrKurz darauf beginnen Twitter-Nutzer massenhaft Kuhnke als “Neger” zu bezeichnen.
twitter.com/ebonyplusirony/status/1196405629344190464
19. November 2019 um 20:49 UhrEs liegt zudem der Verdacht nahe, dass der Mann, der sich selbst zur “besseren Gesellschaft” zählt, in seiner Freizeit Instagram-Accounts von jungen Klimaaktivistinnen durchstöbert und sie auf seinem Twitter-Account veröffentlicht.
Immer wieder lustig, wenn man mal die Hintergründe der Teilnehmer der grünen Castingshow #FridaysForFuture recherchiert.
[…]
@_donalphonso am 7. Februar 2019 um 20:03 Uhr und folgender ThreadDiese Art der identifizierenden Veröffentlichung durch Meyer und der daraufhin entfesselte Shitstorm haben System - oder folgen zufälligerweise und ohne jegliches Zutun Meyers jedes Mal einem festen Ritual. Beides ist möglich.
Eines ist aber vielleicht möglicher als das andere. Entscheiden Sie selbst.
Wie dieses System (oder Nicht-System) bei Meyer üblicherweise aussieht, erklärt @sager_wahr hier:
twitter.com/sager_wahr/status/1193134812028121088
und @Natascha_Strobl hier:
NatsAnalyse: Wie ein rechter Shitstorm funktioniert
19. November 2019 um 20:49 Uhr und folgender TweetRainer Meyer weiß wohl um die Gewaltbereitschaft seiner Leserschaft, weshalb er nach seinem Rausschmiss aus der FAZ sowohl auf Twitter
Ich muss sehr um Ruhe, Friede, Freude und Eierkuchen bitten.
Seid höflich. Bitte.
@_donalphonso am 6. März 2018 um 13:15 Uhr und vorheriger Tweetals auch auf seinem Blog um Mäßigung bitten muss.
Rebellen ohne Markt: Hört nicht auf sie. Hört mir zu.
Zu diesem Zeitpunkt hat seine Anhängerschaft längst angefangen gegen die FAZ zu wüten.
19. November 2019 um 20:49 Uhr-
Im Jahr 2010 erklärt Meyer in einem Beitrag was Verlage von Wikileaks lernen könnten und in welcherlei Hinsicht Wikileaks seinem späteren Arbeitgeber (ausgerechnet) weit voraus ist.
19. November 2019 um 20:49 Uhr – Beginn eines Subthreads über Don Alphonsos Ansicht von WikileaksDas folgende Zitat entstammt dem Meedia-Artikel Marke Wikileaks: was Verlage neidisch macht, den Stephan Anpalagan zusammenfasst:
Was Meyer hier als “angenehme Vorstellung” beschreibt, ist die Ausübung grenzenloser und unkontrollierter Macht, durch Nötigung, Erpressung und Zwang.
19. November 2019 um 20:49 Uhr In einem anderen Artikel schreibt Meyer:
Immer ein Druckmittel mehr haben, als man veröffentlicht. Dem anderen keine Chance geben, sich zu erholen. Einen Plan haben, und den kompromisslos durchziehen, und von vorne führen, nicht irgendwelche Prätorianer vorschicken. […]
Und genau überlegen – wo ist die schwächste Stelle des Gegners. Wo erwartet er keinen Angriff. Und immer an die goldene Regel der Partisanen denken: Der Partisan greift niemals zweimal von der gleichen Seite an.
Blogbar: Blogdruck machen – Führung von vorne statt hirnloser Horde
Diesen Text beendet Meyer mit den Worten:
19. November 2019 um 20:49 Uhr und folgende Tweetsaber wenn es dann losgeht, bitte nur so, dass die anderen die Quittung kriegen.
, was sich bereits vor 13 Jahren erstaunlich ähnlich anhört wie das, was er @ebonyplusirony heute entgegnet, wenn sie ihn mit seinen Hass konfrontiert.
Faktencheck und Fragen
- Der erste von @stephanpalagan verlinkte Text beginnt mit einer interessanten Aussage:
Ich fürchte, ich werde alle Erwartungshaltungen [auf AfD-Nähe/Hatespeech/Relativierung sexueller Übergriffe/„endlich sagt es mal einer“] enttäuschen müssen.
- Etwas zu Kritisieren ist an sich kein Vergehen, sondern durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Zudem ist der Kritisierende hier ein bekennender Radfahrer, Critical-Mass-Teilnehmer, SUV-Ablehner und Einkäufer auf dem lokalen Wochenmarkt.
- Eine kurze Suche zu Tweets von Don Alphonso über die AfD offenbart seine aktuelle Aussage über die Partei,
Die AfD hat dafür die Quittung bekommen, viele halten sie für unwählbar (ich schon immer).
Und das hat er auch kurz zuvor ganz normal getwittert:Ich persönlich habe für CSU und AfD nichts übrig.
- Die „Gaudimigration“ wird im darauf folgenden Tweet erklärt:
Es gibt haufenweise Leute, die nach Europa kommen, nicht weil sie verfolgt sind, sondern weil sie Vorteile sehen. Sie tun es zu ihrem eigenen Nutzen, aus Abenteuerlust und für den privaten Profit. Ich sehe keinen Grund, das nett zu beschreiben.
@_donalphonso am 15. Oktober 2018 um 16:16 UhrVielleicht sind wir uns schon begegnet. auf der Balkanroute, vor einem Supermarkt in Pisa, am Brenner, am Bahnhof von Rosenheim, in eimem Lager am See. Jetzt ist er da und wartet. Ob es das ist, was er sich erhofft hat, als er ins Boot stieg?
@_donalphonso am 22. Januar 2018 um 1:23 Uhr Man sollte auf jedem Fall dem Link folgen und sich ein eigenes Bild machen, denn dann findet man Tweets wie diese:
Kommt in den Feminismus, haben sie gesagt. Da helfen Frauen Frauen, haben sie gesagt. Da steht man in der Not zusammen und die Welt wird besser, haben sie gesagt.
Ob Nicole Diekmann immer noch der Meinung ist, dass kein Mensch Abfall sei, da wo sie jetzt so ekelig angegriffen wird?
@sibelschick am 5. Januar 2019 um 18:18 UhrUnd auch zu @Pertsch findet man interessante Aussagen von ihm, die natürlich keine einzige Bedrohung seiner Person rechtfertigen (dafür gibt es generell keine Rechtfertigung!), aber möglicherweise erklären können.
- Dazu sei auf die unschönen Angriffe und die Frage, woher sie kommen verwiesen – denn Don Alphonso hatte in dieser Sache bis dato nur einen allgemeinen Tweet geschrieben. Eine Anstachelung zum „Shitstorm“ sieht anders aus …
Die Accounts sind doch eh öffentlich, oder habe ich da etwas verpasst?
@Nordhessische am 19. November um 20:20 Uhr- Die Quelle von @sager_wahr sollte man sich auf jeden Fall zu Gemüte führen. Die „Beweisführung“ ist insbesondere aus sprachlicher Sicht sehr interessant.
Naja, er hätte auch einen Shitstorm entfachen können, angeblich hat er ja 30000 rechtsradikale Lemminge, die ihm folgen.
@Nordhessische am 19. November 2019 um 20:31 Uhr- Nun ja, die Leaks müssen ja irgendwo her stammen, das heißt, dass es zuvor schon belastendes Fehlverhalten gegeben haben muss.
Das greift das obige Wikileaks-Thema auf, wobei @stephanpalagan auch hier nur die Überschrift und wenige Sätze aus einem sehr interessanten Artikel aufgreift ohne den (historischen) Kontext zu erwähnen: Es ging damals darum, dass Blogs eine Gegenöffentlichkeit zu den PR-Phrasen windiger Start-Ups dargestellt haben. Einige dieser Start-Ups, die auch in dem Artikel genannt werden, haben ein Verhalten gegenüber ihren Nutzern und Anlegern an den Tag gelegt, welches zu Recht kritisiert worden ist.
Es braucht hier nicht noch einmal erwähnt zu werden, dass der
Hass [mit dem @ebonyplusirony Don Alphonso] konfrontiert
das Rücken in die Nähe der AfD ist. Interessant ist, dass @stephanpalagan hier auf die eingangs erwähnte Quittung eingeht, wobei im Kontext des Blogbar-Artikels klar sein sollte, dass diese Quittung kein Shitstorm und vor allem nicht gewaltsam ist. 13 Jahre später und einige Tweets früher wird eine Quittung in den Kontext eines polischen Mordes eingeordnet.
Gequirlt, nicht gebohrt ¶
Ein langer Thread, der viele Quellen aufzählt, kann auch viele Fragen aufwerfen. Da dieser Thread in der Kontroverse fleißig geteilt worden ist, sollte man davon ausgehen, dass obiger Faktencheck (der jetzt rund zwei bis drei Stunden für den Medienhobbyisten gedauert hat) auch für andere keine schwierige Aufgabe ist. Oder man teilt lediglich die Behauptungen und ist irgendwann bei Stromberg angekommen:
Du musst quirlen, quirlen, quirlen, entweder quirlst du Teig oder Scheiße und am Ende zählt nur, was an dir kleben bleibt.
… bzw.
Wenn nur zehn Prozent der Dinge stimmen, die @stephanpalagan hier über #DonAlphonso aufschreibt, stellt sich dennoch die Frage, warum @ulfposh & @welt an ihm als Autor festhalten. Und was er in der @Bundestag-Medienpreis-Jury zu suchen hat https://facebook.com/stephan.anpalagan/posts/2526433714058813?__tn__=H-R
@MatthiasMeisner am 19. November 2019 um 15:18 Uhr
Einzige Antwort von @MatthiasMeisner auf die vielen Fragen zu seinem Tweet lautet, dass keinen Zweifel an seiner Aussage gäbe. Eigene Belege bleibt er schuldig. Stattdessen wird die konstruierte vermeintliche AfD-Nähe weitergesponnen zu unbelegten Behauptungen:
Hallo @welt repräsentiert ein rassistischer, sexistischer AfD Anhänger der Morddrohungen zu verantworten hat eurem Leitbild? #DonAlphonso repräsentiert so zemlich alles, was gerade schief läuft in diesem Land. #unfollowpatriarchy
@gem_ev_ am 19. November 2019 um 13:59 UhrKönnen Sie eine dieser Behauptungen belegen?
@Nordhessische am 19. November 2019 um 23:30 Uhr
Allerdings:
„...auf Twitter eine Schlacht: Linke fordern den Kopf des WELT-Kolumnisten Don Alphonso. Aber was wollen sie mit ihrer obsessiven Abrechnung eigentlich gewinnen?“ [aus Streit um Don Alphonso – Die Quittung – Anmerkung Nordhessische.de] - uff Junge niemand will seinen Kopf. Gewinnen wollen sie, dass Leute weniger von Faschos bedroht werden, bitte gerne
@marga_owski am 22. November um 20:47 Uhr
Nun, wie oben gezeigt, fordert da zumindest @MiguelRausA „den Kopf“ von Don Alphonso. Das ist übrigens von Quattromilf retweetet worden (siehe Screenshot) und @marga_owski folgt ihr, hätte diesen (Re-)Tweet also durchaus wahrnehmen können – oder diesen Tweet von Karolin Schwarz @raeuberhose, der von @Pertsch, dem Margarete Stokowski folgt, retweetet worden ist:
Das Festhalten von Ulf Poschardt an Rainer Meyer ist kaum zu begreifen. Es wirkt so, als würden wir hier darüber reden, dass ein Autor mal ein bisschen überspitzt eine neue Problembärenpolitik gefordert.
Dass es weit darüber hinaus geht, mussten über die Jahre viele erfahren.
@raeuberhose am 19. November 2019 um 15:07 Uhr
Journalistischer „Disstanz“ statt journalistische Distanz ¶
Der ganzen Konflikt mit dem Schlagwort #DonAlphonso ist öffentlich nachzulesen, zu analysieren und gerade für Redaktionen journalistischer Medien kein Hexenwerk. Der Deutschlandfunk (DLF) und die Deutsche Welle (DW) haben in dieser Sache auch recherchiert – allerdings nur bei einer Seite.
Der Deutschlandfunk über ein System Don Alphonso
¶
Hassangriffe werden auch von Leuten ausgelöst, die publizistisch tätig sind.Die Autorin Margarete Stokowski macht einzelne Journalisten und Journalistinnen mitverantwortlich für die Hetze aus der rechten Szene. Hass im Netz: Margarete Stokowski: Hassangriffe kommen auchvon Leuten, die publizistisch tätig sind@marga_owskiErst kürzlich habe es den Fall gegeben, dass ein "rechter Blogger", den die Zeitung "Die Welt" beschäftige, sich Leute herausgepickt habe, die dann mit Drohungen überschüttet worden seien.
Oft reiche der Hinweis von ihnen, eine bestimmte Aktivistin habe dies und das getwittert. Dann fingen andere an, diese Aktivistin zu verfolgen, deren Adresse zu veröffentlichen, sich bei deren Arbeitsstelle zu melden oder bei einem Ministerium, das deren Trägerverein fördere.
@DLFNachrichten am 18. November 2019 um 21:03 Uhr und folgende Tweets
In der verlinkten DLF-Nachricht werden aufgestellte Behauptungen nicht hinterfragt, ein bestimmter Name genannt und anschließend auf Gewaltdrohungen aus der rechten Szene hingewiesen, die es fraglos und leider gibt. Damit wird wiederum eine Nähe der Person, über die geredet wird, suggeriert, die die betroffene Person öffentlich widerlegt, wie oben bereits gezeigt. Ein weiterer Kritikpunkt an „rechten Bloggern“ (oder nur einem als „rechts“ betrachteten?) sei, dass diese darauf hinweisen, was eine Aktivisten öffentlich geschrieben habe. Wasch mich, aber mach mich nicht nass!
Judith Sevinc Basad @JSevincBasad betrachtet dies auf Twitter ausführlicher, wobei ihr auffällt:
Ich bin auch dafür, dass man gegen rechten Terror vorgeht. Wenn das aber heißt, dass Konservative und Liberale keine Kritik mehr üben dürfen, weil dann selbst anerkannte Radiosender anfangen, sie öffentlich fertig zu machen, dann nimmt die ganze Sache für mich totalitäre Züge an.
@JSevincBasad am 23. November 2019 um 23:49 Uhr
Mit dieser Einschätzung ist sie nicht allein: Auch dem Twitter-Nutzer @Esperan70494324 fällt das Ungleichgewicht in der DLF-Berichterstattung auf. Beide verweisen dabei zudem auf die DLF-Kultur Debatte um Don Alphonso: Wenn Hass aus dem Netz das Leben bedroht, die auch fleißig von @stephanpalagan geteilt wird. Und diese Debatte hat es in sich (die Links sind im Originaltext so zu finden):
Er twittert Namen von Andersdenkenden, dann übernehmen seine rechtsextremen Follower und bedrohen diese Menschen: Der Blogger und „Welt“-Kolumnist Don Alphonso steht für diese Methode in der Kritik.
[…] zu dessen Followern Identitäre und andere Rechtsextremisten gehören.
[…] Er lenke das Interesse seiner Anhänger auf Leute mit nicht selten kleiner Followerzahl, die seine politische Meinung nicht teilen: Frauen, Nicht-Weiße, Antifaschistinnen und Antifaschisten. Es folgen nicht nur ein digitaler Shitstorm, sondern auch Morddrohungen und andere Aktionen, die das Leben der Betroffenen im Alltag bisweilen erheblich beeinträchtigen.
[…] die das „System Don Alphonso“ selbst erfahren hat.
Blogger Mario Sixtus über Twitter – Die Heißmacher und ihre Bodentruppen (Deutschlandfunk Kultur, Fazit, 19.11.2019)
Judenhass in Deutschland – Wenn die Reaktion auf Angst ein Shitstorm ist (Deutschlandfunk Kultur, Aus der jüdischen Welt, 15.11.2019)
Das ist exakt die oben beschriebene Struktur – mit allen widerlegten und widerlegbaren Punkten. Das hindert Stephan Anpalagan trotzdem nicht daran, unwidersprochen seine oben faktengeprüften Behauptungen erneut zu artikulieren und Don Alphonso in die Nähe von Erika Steinbach zu rücken. Zudem wiederholt @ebonyplusirony ihre Sicht der Geschichte, wobei immer noch unklar bleibt, woher der Shitstorm gegen sie gekommen ist – Don Alphonso hat das schließlich nicht breitgetreten. Daneben zieht Anpalagan einen Vergleich zwischen der rechtlichen Behandlung von Urheberrechtsverletzungen sowie „Hasskriminalität“ …
Dem Hörer fällt weiterhin auf, dass Ulf Poschardt die Fragen ganz anders als den beiden vorherigen Interviewpartnern gestellt werden. Und seine Worte werden im Artikel zum Beitrag komplett zitiert. Interessanterweise konfrontiert selbst die Moderatorin Shanli Anwar Poschardt mit den falschen und nicht nachweisbaren Behauptungen und beharrt darauf.
Sollte sich Journalismus nicht mit keiner Sache gemein machen? Stattdessen spricht DLF-Kultur mit einer Seite und stellt der anderen Seite lediglich ein paar Fragen zwischendurch. @ebonyplusirony und @stephanpalagan können ihren Standpunkt darlegen und den von Poschardt diskutieren, während er keinen Raum bekommt sich im Detail mit ihren Behauptungen auseinanderzusetzen. Aber dann braucht man an dieser Stelle auch nicht mehr über Doppelmoral und Bigotterie reden …
Die Deutsche Welle gibt zum Abschuss frei
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Im Zuge der Diskussion zu #DonAlphonso veröffentlicht DW den Artikel Hass im Netz: Auf Twitter zum Abschuss freigegeben, dessen Argumentationsstruktur hinlänglich bekannt ist und Don Alphonso in die Ecke rechter Akteure
stellt:
Wer sich gegen [rechte Akteure auf Twitter] stellt, hat nicht nur mit Beleidigungen zu rechnen.
Seit einigen Tagen geht es auf Twitter heiß her zwischen "Don Alphonso" und seinen Unterstützern auf der einen Seite und eher linksgerichteten, feministischen Usern und solchen mit Migrationshintergrund auf der anderen.
Don Alphonso auf der einen, linksgerichtete, feministische User und solche mit Migrationshintergrund auf der anderen
Seite, ergo kann der Leser daraus schließen, dass er ein rechter, antifeministischer und rassistischer Twitterer sei.
Darin rät er seinen Followern, Acht zu geben, wer ihnen folge, und liefert gleich das Profil von Alex Urban mit. […]
Meyers Vorgehen hat eine Welle der Empörung ausgelöst.
Das Vorgehen ist die Veröffentlichung des Tweets. Wer ein wenig auf seinem Account querliest, wird die Formulierung einen Riegel vorschieben
als Blocken deuten können. Umso erstaunlicher ist, was DW direkt danach schreibt:
Unter anderem meldeten sich die Publizistinnen Margarete Stokowski und Sibel Schick zu Wort.
Zum Verhalten und Aussagekraft dieser beiden Zeuginnen ist oben schon genug geschrieben worden. Weiter im Text greift DW wiederum den Narrativ des (tatsächlich stattgefundenen und zu verurteilenden) Shitstorms nach angeblich erfolgter „Markierung“ auf, ohne die Gruppendynamik dieser „Markierung“ im vorliegenden Fall zu überprüfen:
Abgesehen davon, dass Meyer in einem Antwort-Tweet an sie von Leuten,
die bald die Quittung bekommen, sprach, wurde sie einige Stunden späterüberrollt mit rassistischem und faschistischem Gedankengut, Beleidigungen, Drohungen, sogar Morddrohungen.[…] Matthias Quent, Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena:
[…] Es gibt die Tendenz, dass jemand, der öffentlich renommiert ist, vorangeht, unerwünschte Personen im Grunde markiert und zum Abschuss freigibt, und sich dann Rechtsradikale darauf stürzen.
Dass diese Formulierung zum Abschuss freigeben sprichwörtlich gesehen werden könnte, darf Stephan Anpalagan mit seinem Vergleich zwischen Erika Steinbach, Rainer Meyer und Matthias Matussek suggeriern:
Sie wissen um das teilweise aggressive oder sogar gewaltbereite Publikum in ihrer Followerschaft.Anpalagan spricht von Todeslisten rechter Kampf- oder Hooligangruppen, die sich unter anderem aus solchen Diffamierungs-Tweets nähren würden.
In die gleiche Kerbe hatte zuvor schon Mario Sixtus geschlagen und präventiv dem Axel-Springer-Verlag für den „Fall der Fälle“ eine Mitschuld gegeben.
Stichhaltige Beispiele für die aufgestellten Behauptungen gibt es im Artikel genau so wenig wie einen zweiten Standpunkt. Sollte Journalismus einen Aspekt nicht möglichst von mehreren, voneinander unabhängigen Quellen ausgehend, beleuchten?
Hier schließt sich der Kreis
… zum Vorwort und bringt die beiden Eingangsfragen aufs Tapet:
- Wie will man denn moralisch integer und überlegen gegenüber anderen, weniger oder gar nicht satisfaktionsfähigen Positionen sein, wenn man sich selbst wie „narzisstisch gestörte Wutbürger“ verhält? Ein ähnliches Verhalten, wie in diesem Artikel beschrieben, inklusive des Zurechtblockes einer Informationsblase für das eigene Weltbild, lässt sich leider auch im linken Spektrum feststellen – Shitstorms ebenfalls inklusive. Weniger Wagenburgmentalität, mehr Fehlerkultur, mehr Diskursbereitschaft, das wäre was …
- Wie soll man Medien gegenüber den „Lügenpresse“- und „Fakenews“-Rufern verteidigen, die dann den „journalistischen Disstanz“ auf dem Parkett hinlegen, anstatt journalistische Distanz entsprechend gängiger journalistischer Standards zu wahren? Und merkt in den Redaktionen keiner, dass das Argumentieren mit der Kontaktschuld auch sehr schnell nach hinten losgehen kann, wenn man nämlich selbst die falschen Freunde hat?
Bonus: Wie die Vorratsdatenspeicherung wiederkam ¶
Der in der DLF-Debatte genannten Vergleich zwischen Urheberrechtsverletzungen und „Hasskriminalität“ taucht im Kontext der ganzen Debatte auch noch woanders auf:
Im Urheberrecht kann man bei offensichtlichen Rechtsverletzungen (z.B. jemand lädt illegal meinen Spielfilm runter) über den zivilrechtlichen Weg Provider zur Herausgabe der Nutzerdaten zwingen.
Warum gibt es keinen Auskunftsanspruch bei Verletzungen des Persönlichkeitsrechts?
@janboehm am 17. November 2019 um 16:00 Uhr
Die Frage, ob er seinem Vergleich die verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung befürwortet, verneint Jan Böhmermann @janboehm. Der Hinweis, dass diese Daten vorliegen, das heißt gespeichert werden müssen, bleibt hingegen unbeantwortet.